Damit ein Thermometer weiß, wie warm oder kalt es ist, sind besondere Anforderungen an die Produktion notwendig. Diese erfüllt das familiengeführte Traditionsunternehmen SIKA in Kaufungen seit 1901. Damals haben Carl Siebert und Albert Kühn mit der Produktion von Präzisionsthermometern und technischen Glasapparaten begonnen. Durch vielfältige Innovationen und Patente für Mess- und Kalibriertechnik ist SIKA bis heute zu einem weltweit führenden Unternehmen für intelligente Temperatur- und Durchfluss-Sensorik im Haustechnik-, Industrie- und Schifffahrtsmarkt mit über 370 Mitarbeitenden geworden.
Für ihre Flüssigkeitsthermometer aus Glas haben sie jahrzehntelang Quecksilber verwendet. Dies hatte bereits 1720 Daniel G. Fahrenheit mit dem ersten brauchbaren Thermometer eingeführt. Das Schwermetall eignet sich besonders, da es gut auf der Skala ablesbar ist, das Glas nicht befeuchtet und schnell auf Temperaturveränderungen reagiert. Wenn zusätzlich in einem letzten Produktionsschritt nach dem Einfüllen des Quecksilbers Stickstoff mit einem Druck von 16 bar eingeblasen wird und die Glaskapillare gleichzeitig verschmolzen werden, können Werte bis 750 °C auf der Skala abgelesen werden. Dazu ist ein spezieller, elektrischer Druckfüllapparat notwendig, der für jedes Thermometer manuell bedient werden muss. Allerdings ist Quecksilber im dampfförmigen Aggregatzustand und über die Atmung aufgenommen stark giftig. Dies gilt ebenso für viele chemische Quecksilberverbindungen, die wasserlöslich sind. Daher ist das Inverkehrbringen von Flüssigkeitsthermometern mit Quecksilber seit 2014 in der EU verboten und der Einsatz des Druckfüllapparats endet 2018 nach 78 Einsatzjahren bei SIKA.
„Wir freuen uns sehr, den Apparat nun im Technik-Museum ausstellen zu können und so der Herstellung von Präzisionsmessgeräten einen würdigen Platz in der nordhessischen Technikgeschichte einzuräumen“, erzählt der Ehrenvorsitzende Ewald Griesel, der den Kontakt zu SIKA aufgenommen hat. Der neu eröffnete Ausstellungsbereich im TMK präsentiert mit historischen Bildern die regionale Produktion von Glasthermometern, die bis heute überwiegend in manueller Handwerksarbeit gefertigt werden. Statt Quecksilber verwendet SIKA heute blau eingefärbtes Petroleum, mit dem Temperaturen bis 250 °C gemessen werden können. Um präzise und zuverlässige Messgeräte produzieren zu können, sind zahlreiche Arbeitsschritte notwendig, die höchste Konzentration und Genauigkeit erfordern. Dies verdeutlichen Werkzeuge wie Glasmesser zum Einritzen und Quetschzangen zum genauen Verformen von Glaskapillaren im Technik-Museum. Die ehemaligen Geschäftsführer Christian und Werner Siebert haben mit ihren Entwicklungen, Innovationen und ihrem Familienunternehmen ein bedeutendes Stück Industriegeschichte in Nordhessen geschrieben, die nun im Technik-Museum erlebt werden kann. „Unsere Verbundenheit zur Region wird bereits in unserem Namen SIKA deutlich, der sich jeweils auf den beiden Anfangsbuchstaben vom Gründernamen Siebert und vom Gründungsort Kassel zusammensetzt. Um die technischen Leistungen von SIKA museal zu erzählen, ist das TMK genau der richtige Ort“, schließen die beiden ab.
Quelle: Thomas Siemon, (2023, 18. April). Dieses Thermometer verkraftet 750 Grad. HNA. Gedruckte Ausgabe. https://www.hna.de/
Fotos: Andreas Fischer